Als ich noch ziemlich jung war (also vor sehr langer Zeit), habe ich mal gelernt, dass die Eskimos über hundert Worte für "Schnee"haben.
Das ist natürlich Quatsch. Erstens gibt es "die Eskimos" ja gar nicht, sie nennen sich Inuit, was aber auch nichts anderes heißt als Mensch. Und zweitens haben sie auch nicht viel mehr Worte für Schnee als unsereins. Allerdings ist die Sprache der Inuit, die sich Inuktitut nennt, eine sogenannte polysynthetische Sprache, was bedeutet, dass Worte, Eigenschaften und Tätigkeit durch Affigierung zu scheinbar einem einzigen Wort verschmelzen. Dort also, wo der normal hochdeutsch sprechende Wintergeschädigte sich wortreich über "Schnee, der eiskalt vom Dach in meinen Nacken gerutscht ist" beschwert, benutzen Inuit einen Ausdruck, der auf Deutsch ungefähr so aussehen könnte: "Schneedereiskaltvomdachinmeinennackengerutschtist".
Etwas ähnliches kennen wir ja auch im Bayrischen. Dort heißt derselbe Sachverhalt (siehe oben): "Himmiherrgottzefixhalleluljasoginochamoi!" Dabei wird der rechte Arm über den Kopf gehoben und die rechte Hand mit fegenden Bewegungen in den Nacken gelegt. Die linke Hand greift um die linke Hüfte herum in den Rücken. Jetzt mit der linken Hand die rechte ergreifen. Und eins, zwei, draaai, vier, und Sei-ten-wech-sel! Ähm.
...
Wo war ich? Ach ja, beim Schnee. Es ist also Unsinn, dass irgendjemand gut hundert verschiedene Worte für Schnee hat. Wahr ist allerdings, dass es eine ganze Reihe von Ausdrücken gibt, mit denen ich die derzeitig vorhandene "weiße Pracht" beschreiben könnte. Ich habe zum Beispiel ein Wort für den Schnee, den ich im frühestmorgendlichen Dämmerlicht von heimischen Aufgang und Fußweg schaufeln muss, nur, damit der städtische Winterdienst selbigen nur wenige Minuten später wieder mittels motorisierter Schaufel unter dicken Haufen verschüttet.
Ich habe auch einen Ausdruck für das Eis, das ich am frühen Morgen mit halb abgefrorenen Fingern und einer kaputten CD-Hülle von der Frontscheibe meiner Karosse zu kratzen versuche.
Ich habe auch einen Ausdruck für den festgetrampelten Schnee auf dem Fußweg, der mich zu Bewegungsoptionen nötigt, die auf meiner persönlichen Fähigkeitsliste unter dem Stichwort "No go!" gelistet sind. Hierzu zählt zu allererst die Bewegungsform "Spagat", den zu erlernen ich in diesen Tagen innerhalb von Sekundenbruchteilen gezwungen war, und über dessen Auswirkung meine Oberschenkel noch heute mit Nachdruck Ausdruck geben!
Ich hätte noch unzählige weitere Beispiele für Ausdrücke, mit denen ich den Schnee beschreiben könnte, auch und gerne in jeder beliebigen toten oder lebendigen Sprache. Aber sie alle haben etwas gemeinsam: Sie sind allesamt nicht druckfähig...
Ja, der Winter hat eben einige Eigenschaften, die mir nicht so wirklich zusagen. Die Kälte, die einem langsam, aber sicher durch die Zwiebelschichten an die nackte Haut kriecht. Das Michelin-Männchen, zu dem ich regelmäßig mutiere, nur weil ich mich warm anziehen und eben nicht frieren möchte. Das frühmorgendliche Orgelkonzert der scheintoten Anlasser in der Straße der Laternenparker...
Aber bevor die gesammelte Wintersportindustrie und ihre Jünger mich nun steinigen (vermutlich mit Schneebällen...): Der Winter hat auch schöne Seiten. Und die genieße ich dann auch. Die Norweger nennen diese Zeit, wenn es die Sonne den ganzen Tag nicht über den Horizont schafft, die "blaue Zeit". Und eine kleine Ahnung bekommen wir hier bei uns auch, wo der Norden schon ganz langsam zum Süden wird.
Dann, wenn der Schnee lautlos fällt, die frühe Dämmerung die Welt um mich herum in diesen ganz besonderen Blauton hüllt, wenn alles um mich herum still ist und nur der Schnee unter meinen Stiefeln leise knirscht, wenn mein Atem in der Kälte als Dampf langsam aufsteigt, wenn in der Ferne die Fenster in den Häusern golden leuchten, dann ist der Winter wunderschön.
Dann, wenn draußen der Wintersturm heult und alles in einem weißen Schneegestöber versinkt, wenn der Grog in den Händen vor sich hin dampft, wenn die Heizung bollert und der dicke Pullover so richtig kuschelig ist, dann ist der Winter wunderschön.
.
.
.
Aber trotzdem: Ich warte jetzt schon wieder sehnsüchtig auf Sommer, Sonne, Strandwetter.
Das ist natürlich Quatsch. Erstens gibt es "die Eskimos" ja gar nicht, sie nennen sich Inuit, was aber auch nichts anderes heißt als Mensch. Und zweitens haben sie auch nicht viel mehr Worte für Schnee als unsereins. Allerdings ist die Sprache der Inuit, die sich Inuktitut nennt, eine sogenannte polysynthetische Sprache, was bedeutet, dass Worte, Eigenschaften und Tätigkeit durch Affigierung zu scheinbar einem einzigen Wort verschmelzen. Dort also, wo der normal hochdeutsch sprechende Wintergeschädigte sich wortreich über "Schnee, der eiskalt vom Dach in meinen Nacken gerutscht ist" beschwert, benutzen Inuit einen Ausdruck, der auf Deutsch ungefähr so aussehen könnte: "Schneedereiskaltvomdachinmeinennackengerutschtist".
Etwas ähnliches kennen wir ja auch im Bayrischen. Dort heißt derselbe Sachverhalt (siehe oben): "Himmiherrgottzefixhalleluljasoginochamoi!" Dabei wird der rechte Arm über den Kopf gehoben und die rechte Hand mit fegenden Bewegungen in den Nacken gelegt. Die linke Hand greift um die linke Hüfte herum in den Rücken. Jetzt mit der linken Hand die rechte ergreifen. Und eins, zwei, draaai, vier, und Sei-ten-wech-sel! Ähm.
...
Wo war ich? Ach ja, beim Schnee. Es ist also Unsinn, dass irgendjemand gut hundert verschiedene Worte für Schnee hat. Wahr ist allerdings, dass es eine ganze Reihe von Ausdrücken gibt, mit denen ich die derzeitig vorhandene "weiße Pracht" beschreiben könnte. Ich habe zum Beispiel ein Wort für den Schnee, den ich im frühestmorgendlichen Dämmerlicht von heimischen Aufgang und Fußweg schaufeln muss, nur, damit der städtische Winterdienst selbigen nur wenige Minuten später wieder mittels motorisierter Schaufel unter dicken Haufen verschüttet.
Ich habe auch einen Ausdruck für das Eis, das ich am frühen Morgen mit halb abgefrorenen Fingern und einer kaputten CD-Hülle von der Frontscheibe meiner Karosse zu kratzen versuche.
Ich habe auch einen Ausdruck für den festgetrampelten Schnee auf dem Fußweg, der mich zu Bewegungsoptionen nötigt, die auf meiner persönlichen Fähigkeitsliste unter dem Stichwort "No go!" gelistet sind. Hierzu zählt zu allererst die Bewegungsform "Spagat", den zu erlernen ich in diesen Tagen innerhalb von Sekundenbruchteilen gezwungen war, und über dessen Auswirkung meine Oberschenkel noch heute mit Nachdruck Ausdruck geben!
Ich hätte noch unzählige weitere Beispiele für Ausdrücke, mit denen ich den Schnee beschreiben könnte, auch und gerne in jeder beliebigen toten oder lebendigen Sprache. Aber sie alle haben etwas gemeinsam: Sie sind allesamt nicht druckfähig...
Ja, der Winter hat eben einige Eigenschaften, die mir nicht so wirklich zusagen. Die Kälte, die einem langsam, aber sicher durch die Zwiebelschichten an die nackte Haut kriecht. Das Michelin-Männchen, zu dem ich regelmäßig mutiere, nur weil ich mich warm anziehen und eben nicht frieren möchte. Das frühmorgendliche Orgelkonzert der scheintoten Anlasser in der Straße der Laternenparker...
Aber bevor die gesammelte Wintersportindustrie und ihre Jünger mich nun steinigen (vermutlich mit Schneebällen...): Der Winter hat auch schöne Seiten. Und die genieße ich dann auch. Die Norweger nennen diese Zeit, wenn es die Sonne den ganzen Tag nicht über den Horizont schafft, die "blaue Zeit". Und eine kleine Ahnung bekommen wir hier bei uns auch, wo der Norden schon ganz langsam zum Süden wird.
Dann, wenn der Schnee lautlos fällt, die frühe Dämmerung die Welt um mich herum in diesen ganz besonderen Blauton hüllt, wenn alles um mich herum still ist und nur der Schnee unter meinen Stiefeln leise knirscht, wenn mein Atem in der Kälte als Dampf langsam aufsteigt, wenn in der Ferne die Fenster in den Häusern golden leuchten, dann ist der Winter wunderschön.
Dann, wenn draußen der Wintersturm heult und alles in einem weißen Schneegestöber versinkt, wenn der Grog in den Händen vor sich hin dampft, wenn die Heizung bollert und der dicke Pullover so richtig kuschelig ist, dann ist der Winter wunderschön.
.
.
.
Aber trotzdem: Ich warte jetzt schon wieder sehnsüchtig auf Sommer, Sonne, Strandwetter.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen