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Diagnose!

So geht das in diesen kalten, feuchten Tagen: Ganz schnell wird man zum Großabnehmer für Papiertaschentücher.
Natürlich hat es auch unsere Kinder erwischt, und zwar gleich mit voller Breitseite. Meinten jedenfalls unsere Zwerge. Die Nasen tropften unablässig, dann kam ein leichter Husten, Müdigkeit, schlechte Laune und natürlich eine Handvoll Fieber. Die meiste Zeit der letzten Woche hingen unsere kleinen Augäpfelchen ziemlich fertig und in seltener trauter Gemeinsamkeit unter der wärmenden Decke auf dem elterlichen Sofa, zogen sich einen Walt-Disney-Film nach dem nächsten rein und ließen sich von den fürsorglichen Eltern nach Strich und Faden verwöhnen. Alles in allem ein für die Jahreszeit völlig normaler grippaler Infekt, der nach einigen Tagen Intensivpflege dann auch pflicht- und programmgemäß seinen Rücktritt antrat. Die Kinder jaulten, aber, mein Gott, wann tun sie das nicht? So schlimm ist so ein saisonaler grippaler Infekt nun auch wieder nicht. Trotzdem: Die Eltern verwöhnten, aber, mein Gott, wann tun wir das nicht...
Viel schlimmer hat es mich dagegen erwischt. Kaum waren unsere beiden Schnupfis zwei Tage aufgrund grippalen Infektes zuhause, da wurde ich krank, und zwar mal so richtig. Natürlich ging ich stehenden Fußes zum Arzt, trotz heftigen Fiebers, unsäglicher Schmerzen am ganzen Körper und einer Niedergeschlagenheit, die man so bisher noch nicht kannte. Ich wurde untersucht, auch durchaus ordentlich, aber die Diagnose war ganz offensichtlich völliger Humbug. Behauptete doch der Doktor, ich litte an einem grippalen Infekt! So ein Unsinn! Alle anderen mögen an einem gewöhnlichen grippalen Infekt leiden, ich war definitiv ernsthaft krank! Mein Krankheitsbild stellte sich doch vollkommen anders dar! Ich litt unter unsäglichen Kopfschmerzen, meine Knochen taten mir weh bis in die nächste Woche! Meine Brust explodierte unter ständigen Hustenanfällen!
Usain Bolt hat die hundert Meter mal in 9,53 Sekunden gemacht, meine Nase schafft das in drei!
Um den Nasenfluß zu stoppen brauchte ich keine Taschentücher, ich brauchte eine Wagenladung Matrazen. Ich hatte sogar schon darüber nachgedacht, wie ich mir einen Eimer unter die Nase hängen  und den Inhalt zu Geld machen könnte! Und dann erst noch das Fieber! Heiß und kalt war es mir gleichzeitig. Ich war der einzige Mensch auf Erden, der beim Erfrieren Schweißperlen, ach was sage ich, Schweißflüsse am ganzen Körper hatte!
Und das soll ein gewöhnlicher grippaler Infekt sein? Das kann mir kein Studierter erzählen. Immerhin hatte der Doktor genügend Weitsicht und Erfahrung, um mich nach Übergabe einiger Paletten Medikamente einige Tage ins heimische Bett zu schicken, natürlich nur den kürzest möglichen Zeitraum, denn wir wollen uns ja nicht mit "gelbem Urlaub" schmücken.
So verbrachte ich den Rest dieser Woche eingepackt in mehrere Decken, umgeben von einer Wagenladung Papiertaschentücher und der oben erwähnten Palette lebensnotwendiger Medikamente, auf dem heimischen Sofa, wo ich mir all die Filme ansah, die ich schon lange mal wieder sehen wollte: Walt Disney bis zum Abwinken... Man bedenke: Die Kinder lagen ebenfalls noch flach, wenn auch nur mit einem gewöhnlichen grippalen Infekt. Kein Platz also für Hollywood-Kracher...
Dank der aufopferungsvollen Pflege der Eltern waren die Kinder bald wieder auf dem Damm, was mir persönlich Gelegenheit bot, mich auf meine vielfältigen Krankheiten zu konzentrieren und meinem geliebten Weib Tipps zur Pflege ihres Gatten zu geben. Und natürlich half ich ihr nach besten Kräften bei der täglichen Hausarbeit, indem ich ihr aufzeigte, wo noch gesäubert werden müsste, wann ich Hunger und/oder Durst hatte oder die Post hereingeholt werden wollte.
Inzwischen bin ich, auch durch die hingebungsvolle Pflege meiner geliebten Ehefrau, soweit wiederhergestellt, dass ich wohl am Montag wieder den Weg zur Arbeit antreten kann. Meine Frau scheint sich darüber außergewöhnlich heftig zu freuen...

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