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Schöne Träume...

Der Winter ist also noch einmal zurückgekehrt. Und es gibt nicht wenige unter uns, die inständig hoffen, dass er nun den letzten Akt seines Gastspieles gibt.
In diesen feuchtkalten Tagen gibt es für mich fast keinen gemütlicheren Platz als die angenehm köperwarme Höhle unter der Federbettdecke meines Morpheus-Tempels.
Allabendlich schlüpfe ich mit einem ausgesprochen breiten Grinsen unter die Bettdecke und freue mich diebisch über die steigende Umgebungstemperatur. In dieser hinreißend gemütlichen Wärme fällt es mir dann auch nicht schwer, die Augen zu einem wohltuenden, tiefen, erholsamen Schlummer zu schließen. Das gelingt mir übrigens besonders gut, wenn draußen vor dem Fenster ein enthusiastischer  Sturm Myriaden von Schneeflocken wild tanzen lässt und mit Geheule und Gebrause um das Haus tobt.
Gerade in solch stürmischen Nächten neige ich dazu, von einem wunderschönen Sandstrand in der Karibik zu träumen. Der Wind streicht sanft durch die Palmen, ich liege am Strand und betrachte tiefenentspannt die Szenerie vor mir. Die Kinder necken einen Hai in der Bucht, während meine schöne Frau im knappen Bikini Seeigel sammelt. Ein Bild des Friedens, und sehr erholsam…
Wenn ich dann nach vielleicht sechs, vielleicht acht Stunden schnarchendem Schlafvergnügen die Augen öffne, im Kopf noch die Bilder des letzten Karibiktraumes, fühle ich mich herrlich entspannt und ausgeruht für die neuen Herausforderungen des Tages.
Manchmal aber gelingt mir das nicht. Denn während ich so friedlich von meinen Kindern träume, die Kokosnüsse von den Palmen schütteln, und von meiner Frau, die aus den Palmblättern einen Sonnenschirm faltet, schleicht sich ein störendes Geräusch in meinen Traum: „Miau!“
Zunächst noch ein wenig leise, geradezu zurückhaltend driftet der Ton durch den lauen Traumwind, bald aber wird er lauter, durchdringender und bekommt eine zunehmend realere Qualität.
Blinzelnd öffne ich die verschlafenen Augen und blicke in die hellwachen, glühenden Augen unseres Teppichtigers, der direkt neben meinem Bett steht und mich neugierig anschaut: „Bist du jetzt wach?“ Das bin ich, definitiv… Ein kurzer Blick auf die Leuchtziffern des Radioweckers lässt mich leise, aber verzweifelt aufseufzen. Es ist gerade mal kurz nach vier.
Um meine neben mir friedlich schlafende Frau nicht zu wecken flüstere ich Micky (also unserer Katze) ein bestimmtes „SCHSCHT!“ zu. Was sie mit einem lauten „MIAU!“ quittiert. Kurz nach vier… Da jagt man doch keinen anständigen Menschen aus dem warmen Bett! Ich will wieder zurück an den Karibikstrand! Leicht genervt drehe ich Gesicht und Leib auf die andere Seite und schließe die Augen, in der Hoffnung, dass Katze den stummen Hinweis versteht, und um den Schlaf zu suchen, den ich gerade verloren habe.
„MIAU!“ Hmpf. „MIAAAAUUU!“ In ein menschliches Idiom übersetzt soll das wohl heißen:“Ich verhungere! Steh auf, Sklave, und kredenze mein Frühstück!“  Ich antworte mit einem leise gebrüllten „Hörst du wohl mit dem Lärm auf, du Fusselgehirn!“, was auf feliner Seite auf völlig taube Ohren trifft.
Neben mir regt sich zart mein Frauchen, wohl in ihrem Traum gestört vom felinen Lärm, der sich hier gerade auftut. Also gut, bevor Katze mein Eheweib weckt und letztere wieder den ganzen Morgen wie ferngesteuert durch das Leben tappt, stehe ich eben auf und folge dem Ruf meiner bepelzten Herrin. Stöhnend und ächzend, den Schlaf noch tonnenweise in den Augen, zwinge ich meinen noch schlummernden Körper in die Vertikale, versuche mich daran zu erinnern, wie man geht, und scheuche Katze aus dem Schlafzimmer. Mensch, ist das kalt hier draußen! Immerhin macht die Gänsehaut ein bisschen wach. Auf dem langen Weg vom Schlafzimmer zum Speisesaal unserer pelzigen Majestät brüllt Micky unentwegt vor mir her, vermutlich in der Befürchtung, dass ich ohne ihre aufmunternden Worte den Weg nicht mehr finde. Mich hingegen plagt ob des Katzengeschreis die berechtigte Sorge, dass die Kinder in ihrem dringend benötigten Schlaf gestört werden könnten. Aber ach, die kleinen Seelen, sie können ja noch so gut und fest schlafen. Wenn ich so tief und fest schlafen könnte wie meine Kinder, würde sich Micky die Lunge aus dem Hals schreien können, ich würde nichts bemerken!
So wanke ich geblendet vom hellen Schein der Küchenbeleuchtung halbwegs hilflos durch die Küche und versorge als erstes Katze, damit des Lärmes endlich ein Ende ist. Der Blick in den felinen Speisesaal offenbart einen noch fast vollen Napf mit Trockenfutter und einen nicht ganz halbleeren Napf mit Feuchtfutter. Eigentlich genug, um mehrere Katzen satt zu bekommen, aber eben nicht genug für diese spezielle Nervensäge, die noch immer schreiend und schimpfend um mich herumtänzelt und das elendiglich verhungernde Haustier mimt. Also gut, ich füge mich in mein Schicksal, lasse das Trockenfutter links liegen und tausche das Feuchtfutter gegen eine frische Mahlzeit aus.
Endlich, endlich hört das Geschrei auf! Endlich kehrt wieder Stille ein ins noch immer schlafende Haus. Und was ist mit mir? Ich bin hellwach. Es lohnt sich nicht mehr, dem Sandmännchen noch eine Wagenladung Schlafsand aus dem Ärmel zu schütteln. Aber morgen, morgen kann sich das Vieh die Lunge aus dem Hals schreien, ich stehe nicht auf! Vielleicht…

Kommentare

  1. Das nächste Mal einfach das Tierchen ignorieren. Mal sehen was sich Felidae dann ausdenkt..

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  2. Vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich würde sie ja ingorieren, wenn sie nicht so eine unglaublich Ausdauer hätte. Und wenn ich nicht so gutmütig wäre... ;)

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