Kleine Kinder machen ja einen Haufen Spaß, wenn man es mal
so recht bedenkt. Das allabendliche Spiel mit ihnen (nach dem Feierabend) macht
Freude; man sieht sie zu kleinen Persönlichkeiten heranwachsen, räumt ihnen das
Spielzeug hinterher, wischt den Boden hinter ihren Unfällen, repariert Autos,
Actionfiguren, Schrankwände… Und abends fallen die beiden Kleinen todmüde ins
Bett und schlummern selig neuen Abenteuern entgegen.
Jedenfalls in der Theorie. Töchterchen beispielsweise dreht kurz vor dem
Zubettgehen mal so richtig auf und liegt eigentlich nur noch horizontal in der
Luft. Schreiend und lachend rast sie zu (theoretisch) nachtschlafender Zeit
durch Küche, Ess- und Wohnzimmer, durch das Bad und alle anderen
Räumlichkeiten, verwüstet noch schnell ihren eigenen vier Wände und fällt dann,
noch immer schreiend und lachend, ins Bett, wo sie in sekündlichen Abständen
jede nur mögliche Stellung einnimmt, bei der es garantiert unmöglich ist,
einzuschlafen. Mutter und Vater dürfen sie dann unter gemeinsamer, titanischer
Anstrengung auf der Matratze festnageln, um wenigstens ansatzweise der völlig
unbegründeten Hoffnung zu erliegen, dass gnä‘ Wirbelwind demnächst in sanften
Schlummer gleiten wird. Und weil unsere kleine Prinzessin genau weiß, wie man
es macht, liegt sie denn auch nach gewichtigem Zuspruch der versammelten
Erziehungsberechtigten still und leise unter der Decke und brüllt uns ein
fröhliches „Gu’Naaacht!“ hinterher, „Schaafguut!“
Aber nur wenige Minuten, nachdem die elterliche Ordnungsmacht das töchterlicheVerließ
Schlafgemach verlassen hat, hört das geübte Ohr mehr oder weniger leises Getrappel
kleiner Füße Schuhgröße 26, die geschäftig durch den Raum eilen, um der
Schlafstatt eine neue Einrichtung zu verpassen. Allabendlich wird unser kleiner
Wirbelwind in ein ordentlich eingerichtetes Bettchen gelegt, dessen Interieur
sich auf das übliche Kissen/Bettdecke/Matratze-Arrangement sowie einer
übersichtlichen, geringen (!) Anzahl von Kuscheltieren beschränkt. Und
allmorgendlich fischen wir unser Chaos-Mädchen aus hunderten unterschiedlich
weichen, die gesamte mitteleuropäische Fauna repräsentierenden Kuscheltieren
heraus, während mindestens die Bettdecke nutzlos neben dem Bett liegt. Zuweilen
kommt es mir so vor, als werfe mir die Bettdecke einen leicht beleidigten Blick
zu…
Ganz anders unser maskuliner Thronfolger. Während Töchterchen abends, kurz vor der Schlafenszeit, noch einmal im Tiefflug durch das Haus tobt, zieht sie in der Regel einen schreienden, zeternden Bruder hinter sich her, der verzweifelt versucht, im abendlichen Spiel die Oberhand zu behalten oder sie wenigstens zu gewinnen. Meistens geht das schief, was aber nicht schlimm ist, weil sich Sohnemann längst daran gewöhnt hat. Irgendwann ist mit dem Gerenne um die Vorherrschaft sowieso Schluss, auf elterliches Geheiß, spätestens, wenn nun auch Ritter Kunibert die weiche Matratze seiner Schlafstatt ansteuern soll. Anders als seine Schwester ist der Herr Ritter eher selten bereit, das Bett nach einer Weile, wenn die Eltern auf dem besten Wege sind, auf dem Sofa einzuschlafen, zu verlassen, um seinen Vergnügungen nachzugehen. Er hat da eine andere Taktik, die wir „Das Leben verlängern“ nennen. Zunächst müssen mal die Jalousien heruntergelassen und die Vorhänge geschlossen werden. Das dauert seine Zeit. Dann muss Jung Siegfried natürlich noch auf die Toilette, was nicht geht, ohne dass er sich hinter der Tür versteckt, bis der böse Papa kommt und ihn auf die Schüssel scheucht. So eine kleine Blase zu leeren braucht natürlich auch noch seine Zeit, und vielleicht ist ja auch noch ein großes Geschäft drin. Noch ein paar Minuten gewonnen… Danach die üblichen Ritualien mit Anziehen, spülen, dem Wasser hinterherschauen, Deckel schließen und Händewaschen, nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. „Muss noch was trinken, Papa!“ Ja doch, mein Sohn. So füllt sich nach und nach die angestrebte zusätzliche Stunde jungenhaften Lebens. Doch halt! Der böse Papa scheucht unseren jungen Rebellen nun mit Stimme und Peitsche ins Zimmer, wo sich Sohnemann (mal wieder) zu verstecken sucht. Aber nein, Papa wird so langsam ungeduldig. Endlich, endlich liegt Freund Lebensverlängerer im Bett, unter der dicken Decke, gemütlich in die Kuscheltiere (weit weniger als im schwesterlichen, vollbesetzten Bett!) gekuschelt. Bevor nun aber kurz vor Toreschluss das Licht gelöscht wird, muss noch eine Geschichte her, die natürlich pflichtgemäß vorgetragen wird. Haben Sie, werter Leser, schon mal versucht, die Gesamtausgabe der Grimmschen Märchen in zwei Minuten zum Vortrage zu bringen? Es geht, mit ein bisschen Übung.
Für gewöhnlich ist nach dem literarischen Vortrag der letzte Vorhang gefallen und das Licht gelöscht.
Dann gehen auch Vater und Mutter in den elterlichen Feierabend, besetzen das Sofa, und sind alsbald in sanften Schlummer gefallen, beleuchtet vom sanften Schein der abendlichen Fernsehunterhaltung.
Aber nur wenige Minuten, nachdem die elterliche Ordnungsmacht das töchterliche
Ganz anders unser maskuliner Thronfolger. Während Töchterchen abends, kurz vor der Schlafenszeit, noch einmal im Tiefflug durch das Haus tobt, zieht sie in der Regel einen schreienden, zeternden Bruder hinter sich her, der verzweifelt versucht, im abendlichen Spiel die Oberhand zu behalten oder sie wenigstens zu gewinnen. Meistens geht das schief, was aber nicht schlimm ist, weil sich Sohnemann längst daran gewöhnt hat. Irgendwann ist mit dem Gerenne um die Vorherrschaft sowieso Schluss, auf elterliches Geheiß, spätestens, wenn nun auch Ritter Kunibert die weiche Matratze seiner Schlafstatt ansteuern soll. Anders als seine Schwester ist der Herr Ritter eher selten bereit, das Bett nach einer Weile, wenn die Eltern auf dem besten Wege sind, auf dem Sofa einzuschlafen, zu verlassen, um seinen Vergnügungen nachzugehen. Er hat da eine andere Taktik, die wir „Das Leben verlängern“ nennen. Zunächst müssen mal die Jalousien heruntergelassen und die Vorhänge geschlossen werden. Das dauert seine Zeit. Dann muss Jung Siegfried natürlich noch auf die Toilette, was nicht geht, ohne dass er sich hinter der Tür versteckt, bis der böse Papa kommt und ihn auf die Schüssel scheucht. So eine kleine Blase zu leeren braucht natürlich auch noch seine Zeit, und vielleicht ist ja auch noch ein großes Geschäft drin. Noch ein paar Minuten gewonnen… Danach die üblichen Ritualien mit Anziehen, spülen, dem Wasser hinterherschauen, Deckel schließen und Händewaschen, nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. „Muss noch was trinken, Papa!“ Ja doch, mein Sohn. So füllt sich nach und nach die angestrebte zusätzliche Stunde jungenhaften Lebens. Doch halt! Der böse Papa scheucht unseren jungen Rebellen nun mit Stimme und Peitsche ins Zimmer, wo sich Sohnemann (mal wieder) zu verstecken sucht. Aber nein, Papa wird so langsam ungeduldig. Endlich, endlich liegt Freund Lebensverlängerer im Bett, unter der dicken Decke, gemütlich in die Kuscheltiere (weit weniger als im schwesterlichen, vollbesetzten Bett!) gekuschelt. Bevor nun aber kurz vor Toreschluss das Licht gelöscht wird, muss noch eine Geschichte her, die natürlich pflichtgemäß vorgetragen wird. Haben Sie, werter Leser, schon mal versucht, die Gesamtausgabe der Grimmschen Märchen in zwei Minuten zum Vortrage zu bringen? Es geht, mit ein bisschen Übung.
Für gewöhnlich ist nach dem literarischen Vortrag der letzte Vorhang gefallen und das Licht gelöscht.
Dann gehen auch Vater und Mutter in den elterlichen Feierabend, besetzen das Sofa, und sind alsbald in sanften Schlummer gefallen, beleuchtet vom sanften Schein der abendlichen Fernsehunterhaltung.
Übrigens:
Kronprinzens letzte Bitte „Möchte Musik hören!“ haben wir ihm ersatzlos gestrichen, denn wir mussten erfahren, dass diese Musiksession durchaus auch mal zwei Stunden dauern kann. Dann hat er angefangen, lauthals zu schimpfen, was uns treu sorgende Eltern natürlich veranlasste, nach dem Grund zu fragen: „Ich bin müde! Ich möchte schlafen!“ Ja, dann tu es doch! Endlich! Herrje…
Kronprinzens letzte Bitte „Möchte Musik hören!“ haben wir ihm ersatzlos gestrichen, denn wir mussten erfahren, dass diese Musiksession durchaus auch mal zwei Stunden dauern kann. Dann hat er angefangen, lauthals zu schimpfen, was uns treu sorgende Eltern natürlich veranlasste, nach dem Grund zu fragen: „Ich bin müde! Ich möchte schlafen!“ Ja, dann tu es doch! Endlich! Herrje…
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