Sämtlichen marktwirtschaftlichen
Versuchen zum Trotz beginnen meine Familie und ich tatsächlich erst
rund um den ersten Advent mit den feierlichen Vorbereitungen für das
alljährliche Weihnachtsfest.
Wir halten einfach nichts davon,
schon mitten im September Lebkuchen, Spekulatius und andere zutiefst
weihnachtliche Süßwaren einzukaufen, wenn draußen die Herbststürme
gerade erst angefangen haben, dem Land ein neues Styling zu
verpassen. Auch Weihnachtskugeln, Kunstschnee und Deko-Schlitten
nebst Plastik-Rentier sind meiner Ansicht nach wenig angebracht, wenn
am Baum gerade mal die Äpfel reifen...
Außerdem verliert diese ganz besondere
Zeit vor Weihnachten irgendwie ihren Glanz, wenn man damit schon kurz
nach der Bikinisaison anfängt. Das Argument, der Kunde wolle schon
im September Weihnachtsartikel erwerben, ist meiner ganz persönlichen
Ansicht nach eine schlichte Lüge umsatzgieriger Supermarktbetreiber.
Aber trotz allen Traditionsbewusstseins und trotz des argwöhnischen Blickes auf den Kalender, gibt es auch
für mich eine Weihnachtsvorbereitung, die schon weit vor dem ersten
Advent beginnen sollte. Immerhin handelt es sich hierbei um eine ganz
besondere, erstaunlich schwierige und extrem gefährliche
Angelegenheit, für die man nie genug Vorbereitungszeit haben kann.
Deshalb fange ich alljährlich in aller Regel schon wenige Tage nach
Ostern damit an, mir den Kopf über die richtigen Weihnachtsgeschenke
zu zerbrechen.
Für unsere Kinder ist das nicht weiter schwer.
Sie sind in einem Alter, in dem ein Geschenk nur wenige Kriterien
erfüllen muss, um ihre Augen zum Strahlen zu bringen: Groß, bunt
und macht Lärm. Jedes Geschenk, das die Entwicklung des kleinen
Menschen in mehr oder weniger bestimmten Bereichen fördern kann, ist
ebenso sinnlos, wie diverse Kleidungs- und/oder Möbelstücke, die
Junior und -ette zwar dringend benötigen, aber eben weder blinken
noch irgendwelche interessanten Geräusche machen.
Aber das
richtige Geschenk für den Rest der Verwandtschaft, einschließlich
meiner geliebten Ehefrau, zu finden, ist alles andere als einfach.
Jahr für Jahr nehme ich mir daher vor, den Gesprächen mit der
Verwandtschaft mögliche Wünsche, Bedürfnisse oder wenigstens Ideen
zu entnehmen, die mir im weiteren Verlauf des Jahres dabei helfen
könnten, für jeden die richtige Ware aus dem Laden zu entführen.
Und Jahr für Jahr stehe ich am vierten Advent panisch in der
Fußgängerzone und frage mich, wo das Jahr geblieben ist. Die
Notizen, die ich mir machen wollte, umfassen nach über acht Monaten
der Sammlung folgenden Eintrag: „Oma – Übertopf“
Aber was
habe ich denn damit gemeint?
Folglich werde ich nun doch wieder alle
Geschenke aus dem Bauch heraus auswählen müssen. Es muss eine
solche Situation gewesen sein, in der ein kluger Kopf den Spruch
gebar: „Wer die Wahl hat, hat die Qual!“
Natürlich könnte
ich es mir einfach machen und das bestehende Warenangebot auf das
übliche S-O-S einschränken. An Socken, Oberhemden und Schlüppis
kann man(n) ja nie genug haben. Für die weibliche Sektion der
näheren und ferneren Verwandtschaft gäbe es dann noch die
Allheilmittel 4711, die große Pralinensammlung (die gute mit
Kirschwasser!) oder das Ein-Jahres-Vorteilsabo für „Frau im Koma“.
Aber das wäre, wie bereits erwähnt, ein bisschen sehr einfach und
würde mir, neben dem einen oder anderen gezwungenen Lächeln aus
Höflichkeit, wohl mehrere Ewigkeiten im Höllenfeuer garantieren,
und zwar in der Abteilung, an deren Toren steht: „Ablassbriefe
werden hier nicht angenommen!“
Damit mir dieses nicht wieder
geschieht und ich nicht wieder mit ebenso rast- wie ratlosem
Gesichtsausdruck und einem verlegenen Grinsen an der Supermarktkasse
stehe, mit einer Flasche Schnaps, einem Deo und sechs Packen Pralinen
(die guten mit Kirschwasser), sitze ich nun schon seit einer Woche in
Klausur und zerbreche mir den Kopf, wem in der Verwandtschaft ich
welches passende (!) Geschenk machen soll.
Na gut, Ostern ist
schon ein wenig vorbei. Aber immerhin fange ich dieses Jahr
wesentlich früher mit meiner persönlichen Weihnachtspanik an, und
wenigstens habe ich dieses Mal eine Liste! Und da steht auch schon
was drauf:
„Mama – Abo?“
Ich gebe zu, das ist noch nicht viel.
Und ich weiß auch nicht mehr, was ich damit eigentlich genau gemeint
habe, aber immerhin ist ein Anfang gemacht. Bis Weihnachten dauert es
ja auch noch ein Weilchen, da wird mir schon noch was einfallen.
Hoffe ich...
Kommentare
Kommentar veröffentlichen