Es gibt im Leben von Eltern Situationen, auf die man sich, trotz aller Liebe und Zuneigung, wie ein kleines Kind freut.
Mein lieb Frauchen und ich hatten gerade eine solche. Volle sieben Tage waren wir kinderfrei! Den Großeltern sei an dieser Stelle noch einmal von Herzen Dank und Anerkennung vor die Füße gestreut!
Die Kinderlandverschickung kam natürlich nicht ganz überraschend, immerhin sind Prinz Fürchtenicht und Lady SchnellerHöherWeiter noch in der Kleinkindphase. Da setzt man sich nicht mal so auf’s Geradewohl ins Familienvehikel und macht Urlaub. Wochen zuvor hatten wir bereits die generelle Bereitschaft zur Übernahme von Erziehungs-, Verpflegungs- und Ausbildungsaufgaben für den Zeitraum einer Woche mit den Großeltern besprochen und sowohl unseren Nachwuchs als auch uns selbst auf die kommende Herausforderung seelisch und moralisch eingestellt.
Wenige Tage vor der geplanten Ausreise gab es dann auch Pläne zur Befüllung der Koffer, der Spielzeugschränke und Kuscheltiergehege. Und ich hatte sogar einen Plan, womit mein angetrautes Eheweib und ich die viele Freizeit und die sturmfreie Bude nutzen würden. Hier ein breites Grinsen einfügen.
An einem sonnigen, warmen Sonntag war es dann soweit. Die Kinder wurden in das Familienmobil gefesselt, die umfangreiche Gepäckausstattung im Kofferraum gestapelt und gesichert, und dann fuhren wir den weiten Weg zur großelterlichen Ferienwohnung. Die Übergabe unserer beiden geliebten Tunichtgute verlief überraschend problemlos, fragte doch unsere gemeinsame Tochter schon ungefähr fünf Minuten nach Ankunft: „Fahrt ihr jetzt endlich nach Hause?“ Offensichtlich wollte sie ihre Großeltern ganz für sich allein. Aus purem Trotz blieben Mama und Papa dann doch noch ein paar Stündchen, auch, weil wir uns nicht so ganz und sofort von den Kindern trennen wollten. So sind wir Eltern nun mal…
Aber irgendwann war es dann endlich soweit, die Verabschiedungsfeierlichkeiten waren erstaunlich schnell beendet, und wir waren kinderlos für eine Woche.
Was hatte ich nicht alles geplant für diese Woche! Wir konnten nun tun und lassen, was wir wollten, denn auf die Kinder würden ja die Großeltern achten. Ich wollte mit meiner Frau mal wieder so richtig fein und am Abend essen gehen, komplett mit Kerzenschein, feinem Wein und feiner Speise.
Kino war auch noch so eine Idee, die ich hatte. Einen schönen romantischen Film aus der Loge heraus betrachten, danach ein kleiner Spaziergang entlang der in goldenes Abendlicht getauchten Hafenpromenade und dann… wer weiß?Bei diesem herrlichen Sommer, den wir bisher genießen durften, schwebten mir auch ein, zwei Tage am Strand vor. Schätze suchen, baden gehen, genießen… Ja, wäre schön gewesen.Solche Ideen hatte ich, und die hier genannten waren noch nicht mal alle.
Und was haben wir gemacht?
Jeden Tag sind wir früh aufgestanden, „damit wir noch was vom Tag haben!“
Wir haben das Haus geputzt, inklusive Fenster und Treppen, wir haben sogar die Kinderzimmer einer tiefgehenden Grundreinigung mit einhergehender Entrümpelung unterzogen. Wir haben Unkraut gejätet, uns um unsere heimischen Obstplantagen gekümmert und neuen Pflanzen Einzug in unser grünes Reich gewährt. Wir haben das Auto gewaschen, poliert und gewienert. Wir haben längst fälligen Papierkrieg erbittert gefochten und sogar gewonnen. Wir haben repariert, gewartet und gepflegt, was immer uns in die Hände fiel.
Jeden Abend sind wir müde, aber glücklich, weil wir „etwas vom Tag gehabt haben“, ins Bett gefallen. Jeden Morgen haben wir uns in die nächste unaufschiebbare „Jetzt-endlich-mal“-Gelegenheit gestürzt.
Und plötzlich, ganz unerwartet, waren sieben Tage Zweisamkeit vorbei. Die Kinder zogen wieder ein, gebracht von ihren Großeltern, die nur ein bisschen müde aussahen, aber sonst in guter geistiger und körperlicher Verfassung. Und mit ihnen zogen Lachen, Schreien, Spaß und Freude wieder ein, während die Ruhe ein wenig verblüfft und vielleicht auch traurig ihre Sachen packte und auszog.
Während unsere Kinder und ihre Großeltern von den großen Abenteuern und kleinen Schrecklichkeiten der Woche berichteten, von Radtouren, Strandtagen und irrsinnig vielen Tieren, betrachtete ich unsere kleinen Schätze und dachte:
Was von all dem Schönen, was ich mir für meine Frau und mich vorgenommen hatte, habe ich geschafft? Nichts. Rein gar nichts. Aber das war nicht schlimm, denn wir hatten sieben Tage Zweisamkeit, in denen wir jeden Abend „die Kinder ins Bett brachten“, indem wir die Jalousien ihrer Fenster schlossen, in denen wir jeden Morgen mit einem kleinen, flauen Gefühl im Bauch an den stillen, leeren Kinderzimmern vorbei ins Bad wanderten, in denen wir jeden Tag wussten, dass es unseren Kinder so richtig gut geht, und die wir dennoch gerne wieder um uns gehabt hätten.
Meine Pläne haben den Kontakt mit der Realität nicht überstanden, aber so geht es wohl den meisten Plänen.
Aber irgendwann werden unsere Kinder wieder Ferien bei Oma und Opa machen, und dann, meine lieben Freunde, hindert mich mal so gar nichts daran, meine Pläne wahr werden zu lassen!
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