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Sebastião Salgado

I work on stories rather than individual pictures. (Sebastião Salgado)

Eigentlich gehe ich ziemlich unbelastet durch meine fotografische Welt.
Irgendwann hatte ich einen Fotoapparat in meinen Händen, schaute durch die
Optik und klickte nach Herzenslust drauflos.
Was das zu Zeiten von 36er Filmrollen, Entwicklungslaboren und Papierabzügen mit meiner Geldbörse anstellte, kann man sich ja vorstellen.
Erst sehr viel später, mit dem Aufkommen der digitalen Kameras hat sich mein Fotografierverhalten geändert, vielleicht, weil ich mir meine Ergebnisse gleich anschauen konnte, statt eine Woche warten zu müssen, bis die Abzüge aus dem Fotolabor zurück kamen.
Danach dauerte es noch einmal viele Jahre, bis ich mir nicht nur um das Motiv an sich Gedanken machte, sondern auch um solche Dinge wie Bildaufbau, Bildwirkung, Bildbearbeitung…
Und spätestens ab diesem Zeitpunkt kreuzten plötzlich eine Reihe von Namen mehr oder weniger berühmter Fotografen meinen Weg. Allen voran natürlich Anselm Adams, den überaus berühmten Landschaftsfotografen, dessen Bilder sogar mit Voyager 1 und 2 auf die Reise durch die unendlichen Weiten des Universums gingen.
Oder Helmut Newton, Annie Leibowitz, Henry Cartier-Besson, Peter Lindbergh… Die Liste kann beliebig verlängert werden.
Indem ich mir ihre Werke und ihre Arbeitsweise anschaue, versuche ich, etwas für mich und meine eigene Fotografie zu lernen. Ich will keinem dieser Meister nacheifern, ich will wissen, wie sie zu ihrem eigenen Stil gekommen sind, um dann irgendwann so etwas wie meinen ganz eigenen Stil zu finden.

Auf dem Weg zu meinem eigenen Stil bin ich dieser Tage an einem bewundernswerten Fotografen vorbeigekommen.

Er kommt aus Brasilien und ist eine Art sozialkritischer Reportagefotograf. Er hat Brasilien und Südamerika bereist, Afrika war und ist seine Leidenschaft und der Mensch sein Mittelpunkt. Er hat die bodenlosen Abgründe menschlicher Grausamkeit gesehen und dokumentiert, aber auch die Schönheit und Einzigartigkeit unserer Erde.
Was er gesehen und erlebt hat, machte ihn zu einem überzeugten Umweltaktivisten. Die Fazenda seiner Familie, die in früheren Jahren von Dürren und Versteppung heimgesucht wurde, formte er gemeinsam mit seiner Frau
beharrlich zu einem wunderbaren Regenwald um und schenkte sie dem brasilianischen Staat als Nationalpark. Und nachdem er unzählige Menschen im Glück wie im Leid fotografiert hat, nachdem er Not, Elend, Gewalt und Krieg erlebt hat, wandte er sich der unberührten Natur und den wilden Tieren zu, um sein eigenes Gleichgewicht wieder zu finden.


Sebastiao Salgado auf Wikipedia

Auf Amazon Prime gibt es eine Dokumentation über Sebastião Salgado,
Das Salz der Erde
, f
ür die Wim Wenders die Regie hatte. Diese Dokumentation
ist berührend, erschreckend, emotional, sehenswert.
Was mich an den Bildern von Sebastião Salgado so fesselt, ist weniger ihre Technik, nicht die Wahl von Blende, Zeit und ISO, sondern die tiefe Emotionalität, die man in ihnen erkennen kann, und durch die jedes seiner Bilder faszinierende Geschichten erzählt.

Fotografien von Sebastião Salgado auf artnet

Sebastião Salgado hat einmal gesagt „It's not the photographer who makes the picture, but the person being photographed.“ (Es ist nicht der Fotograf, der das Bild macht, sondern die Person, die fotografiert wird), und diese Beziehung zwischen Fotograf und Motiv sieht man allen seinen Bildern an, selbst solchen, auf denen gar keine Menschen zu sehen sind.

Amazonas Images - Sebastião Salgado

Es sind Fotografen wie Sebastião, Fotografen, deren Bilder weniger von hochwertiger Technik und weitestgehender Perfektion geleitet sind sondern von Geschichten und Emotionen, die mich inspirieren.
Sebastião fotografiert beinahe ausschließlich in schwarzweiß, aber ob ich das auch tun werde? Wahrscheinlich nicht, und das ist dann Teil meines eigenen Stils.

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