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Spaß bis zum Umfallen!

Endlich, endlich, endlich! Nach ewig langer Wartezeit ist es nun endlich Sommer geworden. 

Meine geliebte Ehefrau und ich haben auch gleich die Gelegenheit wahrgenommen, um die recht seltene Konjunktion von geschlossenem Kindergarten, elterlicher Urlaubszeit und vorzüglichem Wetter mit einer besonderen Freizeitaktivität zu feiern.
Bepackt mit Fotoapparat, Trinkvorrat, ein paar kleinen Knabbereien und zwei ausgesprochen gespannten Kindern kreuzten wir durch Schleswig-Holsteins Weiten, um einen Vergnügungspark mit unserer Anwesenheit zu beehren. Bei Schleswig findet man den VergnügungsparkTolk-Schau, dessen Attraktionen und Sensationen gerade auf tob-süchtige Kleinkinder wie unsere zwei Wirbelwinde ausgerichtet sind.
Offensichtlich hatte der halbe Norden dieselbe geniale Idee wie wir vier, sodass unser erstes Vergnügen aus dem immer wieder beliebten Schlangestehen bestand, und das, obwohl wir nur zehn Minuten nach offizieller Öffnung der Tore angekommen waren. Aber wie es in solchen Parks üblich ist, dauert eine einzelne Attraktion nicht wirklich lange, und so fanden wir uns nur wenige Minuten später im Inneren des umzäunten Geländes wieder, in gespannter Erwartung der kommenden Abenteuer und unsere Geldbörsen um etliche Silberlinge leichter.
Das erste große Abenteuer, jedenfalls für uns Eltern, war gleich hinter der ersten Ecke zu finden. Von dort aus hatte man einen Blick über einen erklecklichen Teil des Parks, was zur Folge hatte, dass Jung Siegfried und Prinzessin Adrenalin von jetzt auf gleich auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigten und in verschiedene Richtungen entfleuchten. Angesichts einer erheblichen Ansammlung von Parkbesuchern unterschiedlichsten Alters und Erscheinens, einer ratternden und scheppernden Parkbahn und zweier völlig orientierungsloser Elternteile verfielen wir stehenden Fußes in Panik und rannten uns in dem verzweifelten Bemühen, die Flüchtigen einzufangen, erstmal selbst über den Haufen. Glücklicherweise (für uns) erreichte die Reizüberflutung ungefähr zehn Sekunden nach Vollgas die Beine der Kinder, weshalb beide unvermittelt mit weit aufgerissenen Augen und Mündern stehenblieben. Das war unsere Chance zur Familienzusammenführung! Mama und Papa hatten ihre Lektion gelernt und ließen ihre Frischlinge fürderhin nicht weiter als drei mitteleuropäische Schritt entkommen. Das bedeutete natürlich, dass wir an allen Attraktionen, die sich unsere Kinder aussuchten, ebenfalls teilzunehmen hatten. Nun ja, das war im Grunde kein Problem, immerhin waren alle Fahrgeschäfte auf ein Publikum im Alter zwischen Null und zehn Jahre ausgerichtet. Kein Vergleich zu den selbstmörderischen, den Magen umdrehenden und irrwitzig schnellen Fahrgeschäften auf Jahrmärkten, Oktoberfesten oder Freizeitparks.
Der neuste Katastrophenfilm: Elefanten am Himmel! 
In der Parkbahn hatten wir ja alle noch genügend Platz,aber schon im Flugzeugkarussell wurde es Pappa neben seiner angehenden Jungpilotin doch schon ein wenig eng zumute. Es wundert mich bis heute, dass das Flugzeug mit einer Elfe und einem Elefanten an Bord tatsächlich abheben konnte. Arg beengte Verhältnisse herrschten auch im Autoscooter, hier aber wurde ich schon bald des Platzes verwiesen, nachdem Junior hinter das Geheimnis von Gaspedal und Lenkrad gekommen war. Kaum war sein Gefährt um unzählige Kilos leichter, entwickelte sich unser Held innerhalb weniger Minuten zum Pistenschreck, weshalb wir uns gezwungen sahen, ihn nach etlichen Verkehrsverstößen aus demselbigen zu ziehen. 
Immerhin gab es auch einige Attraktionen, die uns ausgewachsenen Begleitern passten, denn die Sicherheitsvorschriften bedingten eine Begleitung des vergnügungssüchtigen Kindes durch einen Erwachsenen. Ich hatte ja eigentlich damit gerechnet, dass ich einigermaßen gelangweilt neben unseren Thronfolgern sitzen würde, still und ergeben meine Pflicht erfüllend, während Junior und Juniorette mit der Schiffsschaukel um die Wette kreischten. Weit gefehlt! Tatsächlich hatte ich alle Hände voll zu tun, um den Mageninhalt der vergangenen Tage von einer übereilten Rückreise abzuhalten, während meine Kinder und meine Frau (!) vor Freude johlten und kreischten. Ganz offensichtlich werde ich nun doch so langsam alt... 
Das zweifelhafte Vergnügen der Achterbahn überließ ich, noch immer mit ein wenig Unwohlsein geschlagen, meiner Frau, die dann auch gleich mehrere Runden sowohl mit Ritter Fürchtenicht wie auch mit Jungfer Kannichschon drehte. Ich hingegen wartete in der relativen Ruhe einer Sitzgelegenheit, bis Brut und Braut mit roten Bäckchen und irrem Grinsen dem rasenden, ratternden Alptraum entstiegen. Die nachfolgende Kanalfahrt mit einem Boot durch eine malerische Zwergenwelt wurde von den Achterbahn-Profis mit einem extrem gelangweilten Gesichtsausdruck gewürdigt. Wer hätte das gedacht? 
Zum Ausgleich für diese Langweilertour wurden wir Eltern zu einer zweiten Runde durch Karussells, Schiffschaukeln, Trampolinen und Achterbahn gejagt, nicht zu vergessen die monsterlange und ebenso schnelle Rutsche, auf der wir gefühlte Kilometer zurückgelegt hatten. Wäre es nach unseren heimlichen Herrschern gegangen, so drehten wir uns noch heute auf irgendeinem Fahrgeschäft im Kreise. 
Die Kondition der Alttiere ist aber nicht grenzenlos, und so traten wir, unter heftigen Protesten der Thronfolger, den Heimweg durch die abendliche Dämmerung an. 
Kaum aber saßen Sohn und Tochter im elterlichen Familienlaster, beobachteten wir etwas, das wir seit Jahren nicht mehr gesehen haben. Beide Kinder schliefen auf der Heimfahrt tief und fest... 

Nachtrag:


Nur einen Tag später machte der Sommer schon wieder Pause und überließ das Feld, mal wieder, dem Regen. Unseren Kindern gönnten wir ein paar Stunden in einem Indoor-Spielplatz. Dort entdeckte unsere Tochter ein Kinderkarussell, das sie sofort enterte. Nach der zweiten Runde stieg unsere Tolk-Schau-gestählte Stuntfrau ab und schob das Ding an!
 

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