Die Entwicklung unserer Kinder zu beobachten, ist faszinierend und erschreckend zugleich. Gerade eben waren sie noch zu klein, um Sand vom Mittagessen zu unterscheiden, und jetzt plötzlich zwingen sie einen in philosophische Betrachtungen der Sprachlehre. Sohn und Tochter sind in die Phase der Fäkalsprache eingetreten und kommen nun Tag für Tag mit neuen "bösen Wörtern" aus dem Kindergarten zurück. Und was tun wir Eltern? Wir sind maßlos entsetzt und verbieten den Kindern mehr oder weniger lautstark den Gebrauch solcher Wörter. Dabei bedenken wir allerdings nicht, dass unsere beiden Augäpfelchen nun eine ausgesprochen wirkungsvolle Möglichkeit gefunden haben, sich unserer ungeteilten Aufmerksamkeit zu versichern. Mama und Papa unterhalten sich mit den Nachbarn, statt mit mir zu spielen? "A...loch!" Und schon sind die Nachbarn an den Rand der Aufmerksamkeit gedrängt, und Kind sitzt da, wo es seiner Meinung nach hingehört: Im Mittelpunkt. Nun gut, wir sind leidlich intelligente Vertreter der Gattung Eltern und haben unsere Lektion gelernt. Wir werden ruhiger, die Kinder auch.
Allerdings ergibt sich auch ein weiteres kleines Problem, zumindest für mich. Denn eigentlich ist das Schimpfen recht unterhaltsam, wenn man es mal aus der linguistischen Perspektive sieht. Jede Sprache hat seine eigene Faszination, wenn es darum geht, Kraftausdrücke zu verwenden.
Die Amerikaner zum Beispiel sind recht unkompliziert. Weit über zwei Drittel aller Kraftausdrücke beginnen mit dem "F", dann kommen die "bitch" und der "maddafakkaaah!" Aber das hört man meistens ohnehin nicht, weil alle unschicklichen Ausdrücke mit einem auffälligen "Piep!" übertönt werden.
Wenn Italiener schimpfen, klingt das nach dem melodischen Vortrag der Speisekarte aus Luigis Trattoria, komplett mit Pasta und Vino tinto. Eine Ausnahme macht hier nur der Pate, der klingt, als würde er gleich seinen letzten Schnaufer tun.
Russische Beschimpfungen bergen die Gefahr des Ertrinkens in sich, wenn der Vortragende seinen Speichelfluss nicht richtig im Griff hat. Ich kenne keine andere Sprache mit so vielen Zischlauten.
Dagegen klingen selbst die schlimmsten französischen Beschimpfungen wie das sinnliche Versprechen einer rauschenden Liebesnacht.
Wie komm ich da jetzt drauf?
Heute morgen befanden sich meine beiden Lieblingskinder im Bad und widmeten sich unter den fürsorglichen Augen ihres Erzeugers hingebungsvoll der morgendlichen Hygienerituale. Da unser Nachwuchs auch zu einer gewissen Selbständigkeit erzogen werden soll, schickte ich mich an, meine Brut im Bad allein zu lassen, nicht ohne ihnen einige Worte der Ermahnung mitzugeben. Auf dem Weg nach draußen steuerte mein linker Fuß in einem unbeobachteten Moment den Türrahmen an, visierte kurz über den großen Zeh und stürzte mich in wenigen Augenblicken in arge Probleme. Der calcaneus (das ist quasi der "Zeigezeh") kollidierte mit Schwung mit dem Türrahmen, stauchte sich bis zur Ferse zusammen und schickte ein Alarmschreiben ins zerebrale Schmerzzentrum.
Innerhalb von Bruchteilen von Nanosekunden versammelten sich geschätzte hundertfünfzig Flüche in verschiedenen Sprachen und Dialekten auf der Zunge, wo sie nur von zwei ausgesprochen widerstandsfähigen Zahnreihen am lauthalsen Entschlüpfen gehindert werden konnten. In einer einbeinigen Variation des traditionellen irischen Stepptanzes hüpfte ich mit zusammengepressten Lippen ins Wohnzimmer, während mein Hirn mit den auf der Zunge versammelten blumigen Beispielen internationaler Fluchkunst in Verhandlung trat.
Inzwischen ballonierte mein eingangs erwähnter calcaneus, um der in seinem Inneren versammelten Elite der Trommelkunst mit so illustren Namen wie Phil Collins, Nicko McBrain von Iron Maiden oder Joey Jordison von Slipknot Raum für einen Trommelwettstreit der Extraklasse zu geben.
Nach einigen weltmeisterlichen Vorführungen improvisierter Einbeintanzkunst und einem schmerzhaftenTrommelreigen gelangte der zwischen Hirn und den vor den oralen Barrikaden stehenden Schimpfwörtern verhandelte Kompromiss zu Gehör: "Freude schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium!" Nun ja, für die Fischerchöre habe ich mich damit wohl eher nicht qualifiziert, allerdings habe ich meinen Kindern auf diese Weise auch keinen Crashkurs in fortgeschrittenen multilingualen Fluchtechniken gegeben. Auch ein kleiner Erfolg, der für den Rest des Tages vom Schmerz im gepeinigten linken Fuß ablenkt.
Allerdings ergibt sich auch ein weiteres kleines Problem, zumindest für mich. Denn eigentlich ist das Schimpfen recht unterhaltsam, wenn man es mal aus der linguistischen Perspektive sieht. Jede Sprache hat seine eigene Faszination, wenn es darum geht, Kraftausdrücke zu verwenden.
Die Amerikaner zum Beispiel sind recht unkompliziert. Weit über zwei Drittel aller Kraftausdrücke beginnen mit dem "F", dann kommen die "bitch" und der "maddafakkaaah!" Aber das hört man meistens ohnehin nicht, weil alle unschicklichen Ausdrücke mit einem auffälligen "Piep!" übertönt werden.
Wenn Italiener schimpfen, klingt das nach dem melodischen Vortrag der Speisekarte aus Luigis Trattoria, komplett mit Pasta und Vino tinto. Eine Ausnahme macht hier nur der Pate, der klingt, als würde er gleich seinen letzten Schnaufer tun.
Russische Beschimpfungen bergen die Gefahr des Ertrinkens in sich, wenn der Vortragende seinen Speichelfluss nicht richtig im Griff hat. Ich kenne keine andere Sprache mit so vielen Zischlauten.
Dagegen klingen selbst die schlimmsten französischen Beschimpfungen wie das sinnliche Versprechen einer rauschenden Liebesnacht.
Wie komm ich da jetzt drauf?
Heute morgen befanden sich meine beiden Lieblingskinder im Bad und widmeten sich unter den fürsorglichen Augen ihres Erzeugers hingebungsvoll der morgendlichen Hygienerituale. Da unser Nachwuchs auch zu einer gewissen Selbständigkeit erzogen werden soll, schickte ich mich an, meine Brut im Bad allein zu lassen, nicht ohne ihnen einige Worte der Ermahnung mitzugeben. Auf dem Weg nach draußen steuerte mein linker Fuß in einem unbeobachteten Moment den Türrahmen an, visierte kurz über den großen Zeh und stürzte mich in wenigen Augenblicken in arge Probleme. Der calcaneus (das ist quasi der "Zeigezeh") kollidierte mit Schwung mit dem Türrahmen, stauchte sich bis zur Ferse zusammen und schickte ein Alarmschreiben ins zerebrale Schmerzzentrum.
Innerhalb von Bruchteilen von Nanosekunden versammelten sich geschätzte hundertfünfzig Flüche in verschiedenen Sprachen und Dialekten auf der Zunge, wo sie nur von zwei ausgesprochen widerstandsfähigen Zahnreihen am lauthalsen Entschlüpfen gehindert werden konnten. In einer einbeinigen Variation des traditionellen irischen Stepptanzes hüpfte ich mit zusammengepressten Lippen ins Wohnzimmer, während mein Hirn mit den auf der Zunge versammelten blumigen Beispielen internationaler Fluchkunst in Verhandlung trat.
Inzwischen ballonierte mein eingangs erwähnter calcaneus, um der in seinem Inneren versammelten Elite der Trommelkunst mit so illustren Namen wie Phil Collins, Nicko McBrain von Iron Maiden oder Joey Jordison von Slipknot Raum für einen Trommelwettstreit der Extraklasse zu geben.
Nach einigen weltmeisterlichen Vorführungen improvisierter Einbeintanzkunst und einem schmerzhaftenTrommelreigen gelangte der zwischen Hirn und den vor den oralen Barrikaden stehenden Schimpfwörtern verhandelte Kompromiss zu Gehör: "Freude schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium!" Nun ja, für die Fischerchöre habe ich mich damit wohl eher nicht qualifiziert, allerdings habe ich meinen Kindern auf diese Weise auch keinen Crashkurs in fortgeschrittenen multilingualen Fluchtechniken gegeben. Auch ein kleiner Erfolg, der für den Rest des Tages vom Schmerz im gepeinigten linken Fuß ablenkt.
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