Seit gefühlten Äonen hat der Winter den Norden des Landes und somit auch mein heißgeliebtes Wohnörtchen fest in seinen eisigen Fingern. Eigentlich eine ganz nette Angelegenheit, wenn man den Schnee mit den Augen der Kinder sieht, oder sich auf dem Sofa im kuschelig köchelnden Wohnzimmer lümmelt.
Aber ab und an muss man das Haus ja auch verlassen, um seine verdammte Pflicht zu tun und das Geld zu verdienen, das ich offensichtlich schon längst wieder ausgegeben habe. Anders kann ich mir die tägliche Ebbe in der Kasse nicht erklären...
Aber ich gehe ja auch gerne arbeiten. Wenn da nicht immer der Weg zur Arbeit wäre... Gerade jetzt, wo mindestens kalendarisch, ab und an aber auch mitten auf der Straße Winter herrscht, ist die tägliche Autofahrt ein Quell ständiger Überraschungen.
Ich persönlich halte mich eher für den gemütlichen Autofahrer. Meine Sturm- und Drangzeiten mit Bleifuß auf dem Gaspedal, Finger an der Lichthupe und der Frage "Wozu war noch mal das Pedal in der Mitte gut?" sind schon lange vorbei. Nun bin ich Familienvater, älter, verantwortungsbewusst, nicht mehr so risikofreudig, erzkonservativ, totlangweilig... Wo war ich stehengeblieben? Ach, ja...
Für gewöhnlich bemühe ich mich darum, im laufenden Verkehr möglichst unauffällig mitzuschwimmen, was mir gemeinhin auch gelingt. Wenn da nicht zuweilen die anderen Verkehrsteilnehmer wären, gerade jetzt in der kalten Jahreszeit. Menschen, die die Teilnahme am allgemeinen Verkehrschaos zu einer besonderen Herausforderung werden lassen. Menschen, die mich mehr schwitzen lassen, als Eis und Schnee auf den Straßen oder die Klimaanlage meines Autos. Menschen, ohne die der tägliche Weg zur Arbeit ein Kinderspiel wäre, auch im Winter.
Da gibt es zum Beispiel jene, für die Eis und Schnee selbst im Januar noch völlig überraschend kommen. Laut Tacho fährt die Mühle schon mit Geschwindigkeiten zwischen zwanzig und achtzig Kilometern durch die Stadt. Tatsächlich kriecht der Ehrenstauführer mit dem mittleren Schritttempo einer Schildkröte über die geschlossene Schneedecke, getreu dem Motto: "Zwei Millimeter auf den Sommerreifen reichen für den Winter noch!"
Nun ja...
Sehr schön anzusehen auch immer wieder diejenigen unter uns Individualverkehrsteilnehmern, die bei diesem Wetter am liebsten zuhause bleiben würden. Aber sie müssen ja mit ihrem eigenen Schlitten durch die Welt rutschen, weil ihre Arbeitszeiten sich nur schlecht mit dem Fahrplan des öffentlichen Personennahverkehrs in Übereinstimmung bringen lassen. Mit schreckgeweiteten Augen, das Lenkrad fest in beide Hände geklammert, der Blick stur geradeaus, jeder Muskel angespannt, schleichen sie mit maximal dreißig Kilometern auf völlig trockener Straße durch das winterliche Land. Der nachfolgende Verkehr wird in ein Bremslichtgewitter getaucht, der vorausfahrende Verkehr ist bereits im nächsten Sommer angekommen. Herzlichen Glückwunsch. Hinter einem solchen Verkehrsteilnehmer ist Geduld angesagt. Aber diese Tugend gilt nicht umsonst als eine der schwierigsten. Und so sieht man allenthalben entnervte Hinterherfahrer, die an vollkommen unübersichtlichen Stellen wild hupend gewagte Überholmanöver starten, an die sie unter normalen Umständen nicht einmal gedacht hätten und für die mindestens tausend Meter mehr freie Strecke und 75 Pferdchen mehr Kraft nötig wären. Ein Blick nach rechts während dieser halsbrecherischen Aktion, vor der Kuppe, in einer engen Rechtskurve, zeigt dem ungeduldigen Wagenlenker eine verschreckte Gestalt, die sich bestätigt sieht: "Wie kann man bei dieser Glätte bloß derartig rasen?"
Oh, man kann. Und es gibt Menschen, die einem das auch zu gern zeigen. Diese Fahrer treiben ihr Fahrzeug mit Geschwindigkeiten weit jenseits der Haftungsgrenze von Asphalt und Versicherung durch die verschneiten Straßen, vertreiben mit Blinker links und Lichthupe alle mobilen Verkehrshindernisse vor sich und nehmen die nächste Abzweigung heftig schliddernd unter Benutzung der Handbremse und reichlich Gas. Das Heck katapultiert einen unschuldigen Begrenzungspfahl in den nächsten ahnungslosen Vorgarten, bevor es um Haaresbreite am Laternenpfahl vorbei zischt und kurz an der Bordsteinkante anschlägt. Solchermaßen wird dem Aushilfsrallyepiloten mitgeteilt: "Hier ist die Straße zu Ende. Bitte suchen Sie weiter rechts nach der Fortsetzung." Der Gesichtsausdruck des zumeist jungen Wagenhenkers bleibt dabei betont cool, nur die Angstschweißperlen auf der Stirn stören glitzernd den Effekt.
Das alles mitten drin im Strom der anderen, mehr oder weniger unauffälligen Autofahrer, die einfach nur von A nach B kommen wollen, möglichst ohne Schrammen an Lack oder Seele zu nehmen.
Wann wird es endlich wieder Sommer?
Aber ab und an muss man das Haus ja auch verlassen, um seine verdammte Pflicht zu tun und das Geld zu verdienen, das ich offensichtlich schon längst wieder ausgegeben habe. Anders kann ich mir die tägliche Ebbe in der Kasse nicht erklären...
Aber ich gehe ja auch gerne arbeiten. Wenn da nicht immer der Weg zur Arbeit wäre... Gerade jetzt, wo mindestens kalendarisch, ab und an aber auch mitten auf der Straße Winter herrscht, ist die tägliche Autofahrt ein Quell ständiger Überraschungen.
Ich persönlich halte mich eher für den gemütlichen Autofahrer. Meine Sturm- und Drangzeiten mit Bleifuß auf dem Gaspedal, Finger an der Lichthupe und der Frage "Wozu war noch mal das Pedal in der Mitte gut?" sind schon lange vorbei. Nun bin ich Familienvater, älter, verantwortungsbewusst, nicht mehr so risikofreudig, erzkonservativ, totlangweilig... Wo war ich stehengeblieben? Ach, ja...
Für gewöhnlich bemühe ich mich darum, im laufenden Verkehr möglichst unauffällig mitzuschwimmen, was mir gemeinhin auch gelingt. Wenn da nicht zuweilen die anderen Verkehrsteilnehmer wären, gerade jetzt in der kalten Jahreszeit. Menschen, die die Teilnahme am allgemeinen Verkehrschaos zu einer besonderen Herausforderung werden lassen. Menschen, die mich mehr schwitzen lassen, als Eis und Schnee auf den Straßen oder die Klimaanlage meines Autos. Menschen, ohne die der tägliche Weg zur Arbeit ein Kinderspiel wäre, auch im Winter.
Da gibt es zum Beispiel jene, für die Eis und Schnee selbst im Januar noch völlig überraschend kommen. Laut Tacho fährt die Mühle schon mit Geschwindigkeiten zwischen zwanzig und achtzig Kilometern durch die Stadt. Tatsächlich kriecht der Ehrenstauführer mit dem mittleren Schritttempo einer Schildkröte über die geschlossene Schneedecke, getreu dem Motto: "Zwei Millimeter auf den Sommerreifen reichen für den Winter noch!"
Nun ja...
Sehr schön anzusehen auch immer wieder diejenigen unter uns Individualverkehrsteilnehmern, die bei diesem Wetter am liebsten zuhause bleiben würden. Aber sie müssen ja mit ihrem eigenen Schlitten durch die Welt rutschen, weil ihre Arbeitszeiten sich nur schlecht mit dem Fahrplan des öffentlichen Personennahverkehrs in Übereinstimmung bringen lassen. Mit schreckgeweiteten Augen, das Lenkrad fest in beide Hände geklammert, der Blick stur geradeaus, jeder Muskel angespannt, schleichen sie mit maximal dreißig Kilometern auf völlig trockener Straße durch das winterliche Land. Der nachfolgende Verkehr wird in ein Bremslichtgewitter getaucht, der vorausfahrende Verkehr ist bereits im nächsten Sommer angekommen. Herzlichen Glückwunsch. Hinter einem solchen Verkehrsteilnehmer ist Geduld angesagt. Aber diese Tugend gilt nicht umsonst als eine der schwierigsten. Und so sieht man allenthalben entnervte Hinterherfahrer, die an vollkommen unübersichtlichen Stellen wild hupend gewagte Überholmanöver starten, an die sie unter normalen Umständen nicht einmal gedacht hätten und für die mindestens tausend Meter mehr freie Strecke und 75 Pferdchen mehr Kraft nötig wären. Ein Blick nach rechts während dieser halsbrecherischen Aktion, vor der Kuppe, in einer engen Rechtskurve, zeigt dem ungeduldigen Wagenlenker eine verschreckte Gestalt, die sich bestätigt sieht: "Wie kann man bei dieser Glätte bloß derartig rasen?"
Oh, man kann. Und es gibt Menschen, die einem das auch zu gern zeigen. Diese Fahrer treiben ihr Fahrzeug mit Geschwindigkeiten weit jenseits der Haftungsgrenze von Asphalt und Versicherung durch die verschneiten Straßen, vertreiben mit Blinker links und Lichthupe alle mobilen Verkehrshindernisse vor sich und nehmen die nächste Abzweigung heftig schliddernd unter Benutzung der Handbremse und reichlich Gas. Das Heck katapultiert einen unschuldigen Begrenzungspfahl in den nächsten ahnungslosen Vorgarten, bevor es um Haaresbreite am Laternenpfahl vorbei zischt und kurz an der Bordsteinkante anschlägt. Solchermaßen wird dem Aushilfsrallyepiloten mitgeteilt: "Hier ist die Straße zu Ende. Bitte suchen Sie weiter rechts nach der Fortsetzung." Der Gesichtsausdruck des zumeist jungen Wagenhenkers bleibt dabei betont cool, nur die Angstschweißperlen auf der Stirn stören glitzernd den Effekt.
Das alles mitten drin im Strom der anderen, mehr oder weniger unauffälligen Autofahrer, die einfach nur von A nach B kommen wollen, möglichst ohne Schrammen an Lack oder Seele zu nehmen.
Wann wird es endlich wieder Sommer?
Kommentare
Kommentar veröffentlichen